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  • AutorenbildTim J. R. Ufer

Hart aber Härzik - Der Enderdrache

Am Lagerfeuer

„Ihr wollt die Geschichte von dem Creeper hören?“ Sterzik blickte forschend in die Runde. Das Schattenspiel des Lagerfeuers ließ tanzende Lichter über sein Gesicht huschen, was seinem Aussehen etwas Gruseliges verlieh.

„Ja!“, riefen die Dorfbewohnerkinder aufgeregt im Chor. Sie hatten sich wie jeden Abend in einem engen Kreis um das Lagerfeuer versammelt und warteten nun gespannt darauf, dass Sterzik einer seiner legendären Geschichten zum Besten gab.

Sterzik jedoch ließ sich Zeit. Er wischte sich eine lange Strähne seines himmelblauen Haares aus dem Gesicht und blickte in die Flammen. Sein Haar war so lang, dass es ihm normalerweise bis zu den Knien reichte, doch jetzt hatte er es zu einem langen Zopf geflochten, der wie ein Schal dreimal um seinen Hals geschlungen war.

Endlich begann Sterzik zu erzählen: „Es begab sich vor langer, langer Zeit, als Hänno und ich noch junge Knaben waren. Wir waren gerade frisch zu neuen Abenteuern aufgebrochen und besuchten die berüchtigten Höhlenschluchten.“

Ein Raunen ging durch die versammelten Kinder. Obwohl sie alle die Geschichte von Sterzik und dem Creeper schon hunderte Male gehört hatten, jagte ihnen allein die Erwähnung der Höhlenschlucht kalte Schauer über ihre Rücken.

„Hänno und ich sind damals in die dunklen Stollen hinabgestiegen, um neues Eisen zu schürfen und Diamanten aus dem Fels zu schlagen, mit denen wir uns hübsche Halsketten flechten wollten“, fuhr Sterzik fort.

„Äh, Sterzik, ich glaube du bringst da grade was durcheinander“, mischte sich auf einmal Hänno in die Erzählung ein und trat aus den Schatten. Sein Haar war mindestens genauso lang wie das von Sterzik, doch es war nicht blau, sondern flammend rot und gewebt wie ein gewaltiger Teppich, der sich geschmeidig über Hännos Rücken legte.

„Ich wollte einen dicken Diamantring um den Finger. Siehst du – so groß.“ Hänno deutete mit seiner Faust die Größe des Edelsteins an, den er gerne um den Finger tragen würde. „Das mit der Halskette war allein deine Idee!“

„Na, ist ja auch egal!“, rief Sterzik und wischte den Kommentar mit einer Handbewegung weg. „Jedenfalls begaben wir uns damals in die Höhlenschluchten und natürlich hatten wir Schwerter und Schilde dabei, denn wir hatten von den Monstern gehört, die sich dort in den Tiefen der Erde herumtreiben sollen.“

Die Dorfbewohnerkinder hielten den Atem an. Jetzt hatte Sterzik ihre Aufmerksamkeit sicher. Monster – Das war ein Wort, bei dem jedes Kind unwillkürlich aufhorchte.

„Wir wandern also so durch einen stockfinsteren Stollen. Nur die Fackeln in unseren Händen spenden uns spärliches Licht. Da höre ich plötzlich ein Zischen im Gang vor mir. Ich ziehe mein Schwert aus der Scheide und hebe meinen Schild, bereit mich der Kreatur zu stellen.“

Sterzik machte eine Kunstpause. Es war mucksmäuschenstill. Einzig das Knistern der Flammen war zu hören.

„Da ruft Hänno auf einmal: CREEPER!“ Sterzik warf beide Arme in die Luft und die Dorfbewohnerkinder quiekten erschrocken auf. „Ich wusste natürlich, dass vor mir ein Creeper war, deshalb hielt ich den Warnruf für ein wenig überflüssig. Aber was ich nicht wusste…“ Sterzik senkte seine Stimme zu einem rauen Flüstern. „Dass genau hinter mir noch ein zweiter Creeper stand. Ich höre also ein Zischen, wie von Luft die aus einem Reifen entweicht, nur viel lauter – direkt hinter mir. Ich wirbele herum, doch da ist es schon zu spät. Der Creeper geht in die Luft und die Druckwelle schleudert mich durch den ganzen Raum.“ Sterziks Gesicht hatte einen irren Ausdruck angenommen, der durch den Flammenschein noch verstärkt wurde.

„Was ist dann passiert?“, wagte es ein kleines Mädchen aus der ersten Reihe zu fragen.

„Als ich wieder aufwachte, lag ich Zuhause in meinem weichen Bett. Hänno hatte mich aus der Höhle gerettet und dass ich überlebt habe, verdanke ich nur ihm und dem Uruk Blut, das durch meine Adern fließt.“

Die Kinder atmeten erleichtert aus.

„Sterzik ist halb Uruk, müsst ihr wissen“, meldete sich Hänno erneut zu Wort. „Gezüchtet in den Gruben von Spandau!“

„EHRE ALLA!“, brüllte Sterzik und die Kinder zuckten erschrocken zusammen.

„Tschuldigung, war ein Reflex“, murmelte Sterzik betreten und fummelte an seinem Zopf herum.

„Die Moral aus der Geschichte ist jedenfalls…“, fuhr Hänno fort.


„Kommt der Creeper nur von vorne,

dann, Kind, hab du keine Sorge.

Kommt er aber doch von hinten…“


Hänno hielt mitten im Satz inne und schien fieberhaft zu überlegen.


„Kommt er aber doch von hinten,

dann solltest du schnell sprinten!“, schlug Sterzik vor.


„So nämlich!“, rief Hänno und nickte zufrieden.

„So, und jetzt ab in die Turnhalle mit euch. Eure Eltern schlafen längst!“, sagte Sterzik und scheuchte die kleinen Dorfbewohner fort.

Erst als alle Kinder verschwunden waren, fiel ihm plötzlich die dunkle Gestalt auf, die ein wenig abseits des Feuer im Schatten eines Baumes stand.

„Hack Hänno!“, zischte Sterzik und fasste sich instinktiv an den Gürtel, wo sein verzaubertes Eisenschwert hing. „Wir werden beobachtet!“

„Was sagst du?“, fragte Hänno, der sich gerade eine Dose Red Bull über dem Gesicht ausdrückte.

„Da!“, flüsterte Sterzik und deutete auf die schattenhafte Gestalt.

„Ey, komm sofort raus aus den Schatten und zeig dich!“, grölte Hänno, der nun ebenfalls sein Schwert gezogen hatte und mit der Klinge wild durch die Luft fuchtelte.

„Ja, zeig dich!“, rief auch Sterzik.

„Pscht! Macht doch nicht so einen Krach. Am Ende hören uns noch die Monster“, sagte die Gestalt und trat aus den Schatten. Es handelte sich um einen Mann mittlerer Größe, der in seinen Zwanzigern zu sein schien. Er hatte schwarzes, wirres Haar und eine seltsame Brille, die halb aus einem grünen und einem violetten Gestell bestand. Unter seinem Arm trug er eine Tastatur. Sofort ließen Hänno und Sterzik ihre Schwerter sinken.

„HACKERMAN!“, riefen sie im Chor.

„Psssssst!“, machte Hackerman.

„Hackerman“, wiederholten sie, diesmal mit gesenkter Stimme.

„Schön dich zu sehen, alter Spießgeselle. Was bringt dich her?“, fragte Hänno gut gelaunt.

Hackerman sah sich über die Schulter als fürchtete er, belauscht zu werden.

Dann antwortete er leise: „Ich habe den Zugang gefunden. Ich kann mich reinhacken, glaube ich. Es ist so weit.“

Sofort spürte Sterzik, wie ein Adrenalinstoß durch seine Adern jagte und sein Puls sich beschleunigte. „Du hast das Portal gefunden! Wo?“ Sein blauer Zopf hüpfte aufgeregt auf seiner Brust hin und her, während er sprach.

„Gar nicht so weit weg von hier“, erwiderte Hackerman, „Ich kann euch die Koordinaten geben. Aber ihr müsst euch beeilen. Ich weiß nicht, wie lange ich das Portal noch offen halten kann. Die Endermen machen ganz schön Probleme am anderen Ende. Ihr müsst sofort morgen früh aufbrechen.“

Sterzik wandte sich an Hänno. In seinen Augen sah er das gleiche Feuer, wie er es selbst in seiner Brust spürte. Endlich – das letzte Abenteuer!

„Geht klar, wir werden morgen früh aufbrechen“, verkündete Hänno.

Hackerman nickte. „Ach und da wäre noch etwas. Rüstet euch gut aus, bevor ihr geht. Ich werde vorauseilen und euch ein Reittier schicken, das euch dann bis zum Portal bringt.“

Mit diesen Worten drehte sich Hackerman um und verschwand in der Dunkelheit.



Hänno und Sterzik reiten (ein) Gnu.

Am nächsten Morgen wurde Hänno durch wildes Bellen und das aufgeregte Schlagen von Flügeln geweckt.

„Falco, hör auf Cathleen zu jagen“, grummelte Hänno, noch halb im Schlaf, und gähnte ausgiebig. Dann setzte er sich auf die Kante seines Bettes und rieb sich die Augen. Gleich darauf schrie er auf und duckte sich, denn in diesem Moment flatterte seine Taube Cathleen panisch durch den Raum und schoss genau über seinen Kopf hinweg. Verfolgt wurde sie von Falco, dessen Zunge halb aus seinem Maul hing und der aufgeregt mit seinem Schwanz wedelte. Was Falco für ein lustiges Spielchen hielt, schien Cathleen gar nicht zu gefallen, denn sie setzte sich auf Hännos Kopf und gurrte entrüstet.

„Ja, ist ja gut Cathleen“, seufzte Hänno und erhob sich von seinem Bett. Falco warf sich aufgeregt vor ihm auf den Boden und sah ihn mit seinem – ich will spielen – Blick an.

„Jetzt wird nicht gespielt!“, verkündete Hänno seinem Hund brüsk. „Heute wird es ernst, Falco. Wir gehen auf ein Abenteuer!“

Wuff!, antwortete Falco und wollte damit offenbar ausdrücken, dass Abenteuer und Stöckchen Werfen sich nicht unbedingt gegenseitig ausschließen mussten.

„Mensch Hänno, da bist du ja endlich!“, rief in diesem Moment Sterzik. Er stand im Türrahmen und hatte bereits seine funkelnde Diamantrüstung angelegt. Seinen Zopf hatte er sich wie einen Gürtel um die Hüfte geknotet und allerhand Werkzeuge sowie sein Schwert daran befestigt.

„Ich war schon in der Dorfküche bei Koschinsky und hab uns ein paar Senf Eier für die Reise eingepackt“, fügte Sterzik hinzu und hielt wie zum Beweis eine prall gefüllte Brot Tüte hoch.

„Bin sofort einsatzbereit!“, rief Hänno und stolperte hastig zu der Truhe neben seinem Bett. Er hatte am letzten Abend schon alles für die Reise bereitgelegt.

„Ein Ei, vier Zigaretten, eine Ibuprophen…“, murmelte Hänno gedankenverloren, während er das Zeug in seinen Rucksack packte. Dann hielt er auf einmal inne.

„He! Wo ist denn das Rosinenbrötchen mit Leberwurst abgeblieben!“, rief er und schaute von seiner Kiste auf. Falco bellte und sah zu Cathleen hinüber, die sich mittlerweile auf einem Schrank in Sicherheit gebracht hatte. Jetzt erst fiel Hänno auf, dass die Taube über und über mit Leberwurst verschmiert war. Außerdem steckte in ihrem Federkleid, nahe ihrem Schnabel, eine Rosine fest. Cathleen war sich dieser klaren Beweislage gegen sie wohl nicht bewusst, denn sie hatte eine Unschuldsmiene aufgesetzt.

Hänno schüttelte den Kopf. „Frech, einfach frech“, murmelte er, machte sich aber nicht die Mühe, seine kleptomanisch veranlagte Taube für ihr jüngstes Vergehen zur Rechenschaft zu ziehen. Dafür hatte er jetzt sowieso keine Zeit. Stattdessen schnappte er sich noch zwei Dosen Red Bull, schloss den Deckel der Kiste und eilte hinaus vor die Tür, wo Sterzik bereits auf ihn wartete. Falco und Cathleen folgten ihm eifrig.

Es war ein wunderschöner Morgen. Die Sonne schien hell am blauen, wolkenlosen Himmel und einige der Dorfbewohner gingen bereits ihrem morgendlichen Geschäft auf dem Marktplatz nach.

„So! Jetzt fehlt nur noch das Reittier, das uns Hackerman versprochen hat“, meinte Hänno und sah sich suchend um. „Also wo ist der Gaul?“

„Hänno, ich glaub es ist gar kein Pferd“, entgegnete Sterzik, „Schau doch!“

Hänno folgte dem Blick seines Freundes und ihm fiel die Kinnlade herunter.

„Ein Gnu?!“, rief er entsetzt. „Was sollen wir denn bitte mit einem Gnu? Außerdem – leben die nicht in Australien?“

Sterzik zuckte nur mit den Schultern. „Es scheint jedenfalls zu wollen, dass wir aufsteigen.“

Muuuh!, machte das Gnu zustimmend.

Hänno wollte gerade den Mund aufmachen, um zu widersprechen, da ertönte auf einmal ein apokalyptisches Flötensolo, das die beiden Freunde vor Schreck aufschreien ließ.

„Haaaaaaaaallooooo meine lieben Freunde!“, begrüßte sie der Flötenspieler, „Ich habe gehört, ihr begebt euch auf ein Abenteuer. Wie wär´s mit einem kleinen Abschlusskonzert, um euch Mut für die Reise zu machen.“ Der Flötenspieler zwinkerte ihnen verschwörerisch zu und machte bereits Anstalten, sein Instrument an die Lippen zu setzen, doch Sterzik lenkte ihn blitzschnell davon ab.

„Hey, kennst du schon den neuen Zombiefilm, der letzte Woche rausgekommen ist?“, fragte er hastig.

„Klar, hab ich den gesehen“, entgegnete der Flötenspieler. „Das war voll der Splatter, Mann!“

„Und Abfahrt, Sterzik“, murmelte Hänno, bevor der Flötenspieler erneut zu seinem Instrument greifen konnte und schwang sich kurzerhand auf das Gnu. Sterzik zog sich hinter ihm auf den Sattel. Cathleen flatterte auf Hännos Schulter.

„Wir müssen jetzt leider los!“, rief Sterzik und gab dem Gnu die Sporen. Das Tier bäumte sich auf und galoppierte davon, wobei es den verdutzten Musiker in einer Staubwolke zurückließ.

„Puh, das war knapp!“, sagte Hänno und blickte sich über die Schulter, wo die Häuserreihen des Dorfes bereits kleiner wurden. Falco trabte kläffend neben ihnen her. Er schien sich auf das kommende Abenteuer zu freuen.

„Hast du die Koordinaten?“, fragte Hänno.

„Klar hab ich die Koordinaten“, entgegnete Sterzik. „Bevor die Nacht hereinbricht, sind wir beim Portal.“



Falco jagt rennendes Obst

„Da seid ihr ja endlich! Keine Minute zu spät – ihr müsst sofort durch das Portal!“, begrüßte Hackerman die beiden Freunde, als sie den spärlich beleuchteten Raum betraten. Das Portal befand sich am Ende eines langen Stollens, der direkt unter einem gewaltigen Bergmassiv hindurchging. Hänno und Sterzik hatten ihr Gnu vor der Höhle stehen gelassen, wo es in Ruhe weiden konnte. Falco und Cathleen waren ihnen ins Innere der Höhle gefolgt, offenbar fest entschlossen, dicht an der Seite ihrer Herrchen zu bleiben.

„Müsste das Portal nicht eigentlich schwarz sein?“, fragte Hänno nachdenklich und betrachtete das Portal, das einen hellorangenen Farbton angenommen hatte.

„Jetzt tu nicht so, als ob du Ahnung von Minecraft hättest!“, erwiderte Hackerman gereizt. Er saß auf einem Bürostuhl neben dem Portal und seine Finger jagten klackernd über seine Tastatur, die statt an einen PC direkt an das Portal angeschlossen zu sein schien. Er sah so aus, als habe er die ganze Nacht kein Auge zugetan.

„Los, springt schon! Viel Glück und so!“, rief Hackerman.

Hänno zuckte mit den Schulter. „Na gut, musst du wissen.“ Dann stellte er sich gemeinsam mit Sterzik auf den Rand des Portals.

„Woll´n wir?“, fragte er.

„Klar“, kam die Antwort von Sterzik.

Dann sprangen sie.


Das Erste, was Hänno und Sterzik auffiel, war, dass sie definitiv nicht im Ende waren. Sie landeten kopfüber auf einer grünen Wiese und waren für einen Moment ziemlich benommen. Sterzik rappelte sich als Erster auf. Er runzelte die Stirn.

„Wo sind wir denn hier gelandet?“, fragte er irritiert.

„Kein Plan, Alla. Aber ist das da hinten eine Erdbeere auf Beinen?“, entgegnete Hänno und machte große Augen.

„Oh nein…“, murmelte Sterzik. Falco hatte die Erdbeere jetzt auch entdeckt und jagte der Frucht hinterher, die völlig verängstigt in einem Gebüsch verschwand.

„Falco, zurück!“, rief Hänno.

Dann fiel ihm die Pizza auf, die über ihnen kreiste. Offenbar schien sich die Pizza sehr für Cathleen zu interessieren, die auf Hännos Schulter saß und aufgeregt gurrte.

„Oh nein!“, wiederholte Sterzik. „Das sind BUGSNAX!“

„Geeesundheit!“, rief Hänno.

„Nein, ehrlich Mann. Wir müssen sofort weg von hier!“, jammerte Sterzik und der Anflug von Panik in seiner Stimme ließ auch Hänno endlich den Ernst der Situation begreifen. Plötzlich knisterte es in seinem Ohr.

Krk. „Äh, Hänno? Sterzik? Ich glaube, mir ist beim Hacken ein kleiner Fehler unterlaufen. Diese verdammten Endermen. Ich hätte mir denken müssen, dass sie Nord VPN zur Verschlüsselung ihres Portals benutzt haben. Ich hab euch in die völlig falsche Welt geschickt!“, knisterte die Stimme von Hackerman aus Hännos in-Ear Headset. Ein kurzer Blick zu seinem Freund Sterzik sagte ihm, dass dieser die Nachricht ebenfalls empfangen hatte.

„Ich hol euch sofort wieder raus“, sagte Hackerman, „Gebt mir eine Minute.“

„Eine Minute?!“, stöhnte Sterzik. „Siehst du die lebende Karotte da hinten, Hänno? Es macht mich einfach fertig, Gemüse zu sehen, das laufen kann!“

Glücklicherweise beeilte sich Hackerman und die beiden Abenteurer standen kurz darauf wieder am Rande des Endportals. Nun hatte sich das Portal auch endlich den gewünschten schwarzen Farbton.

„So, jetzt müsste es funktionieren“, murmelte Hackerman und setzte ein entschuldigendes Lächeln auf. Hänno und Sterzik sprangen erneut. Diesmal landeten sie elegant mit beiden Beinen auf hartem, gelben Gestein. Sofort wussten sie, dass sie es geschafft hatten.

„Das Ende“, flüsterte Sterzik andächtig.

Falco knurrte und legte die Ohren an.

„Bereit für ne Knackung?“, fragte Hänno und fischte die zwei Red Bull Dosen aus seinem Rucksack. Eine davon reichte er an Sterzik weiter.

„Rein mit der Plörre!“, rief Sterzik und rammte sich seine geöffnete Dose bis zum Schaft in den Rachen. Hänno tat es ihm gleich. Endlich waren sie bereit für ihren letzten Gegner. Den Enderdrachen.



Schluss damit: Schluss damit!

„Da hinten ist das Viech“, flüsterte Hänno, der durch das Fernglas sah. Der Enderdrache zog in der Ferne seine Kreise, offenbar auf der Suche nach Leuten die dumm genug waren, sich durch sein Portal zu wagen. Falco hatte seinen Schwanz eingezogen und wimmerte. Er und Cathleen schienen kurzzeitig Frieden geschlossen zu haben, denn die kleine Taube schmiegte sich an sein Fell und gurrte ängstlich.

„Hast du einen Plan, wie wir den besiegen sollen“, fragte Sterzik, nachdem er ebenfalls einen Blick durch den Feldstecher riskiert hatte. „Wie tötet man bitte einen Drachen?“

„Hm, hat jemand Drachen töten gesagt?“, ertönte plötzlich eine fremde Stimme und Sterzik und Hänno wirbelten herum. Vor ihnen stand ein großer, dürrer Junge mit Camouflage Kappe und Brille.

„Wer bist du denn?“, fragte Sterzik misstrauisch. Seine Hand ruhte auf dem Griff seines Schwertes.

„Ich bin Maximilian Knabe“, antwortete der Junge mechanisch, „Ich liebe Panzer.“ Der letzte Satz schien wie automatisch über seine Lippen zu kommen.

„Panzer, sagst du?“, murmelte Hänno und schien plötzlich aufgeregt zu sein, „Hast du einen?“

„Natürlich“, antwortete der Junge, „Folgt mir.“ Und er stampfte davon. Hänno und Sterzik folgten dem Fremden vorsichtig.

„Ich liebe Panzer schon seit ich denken kann“, erklärte Maximilian Knabe mit einem träumerischen Ausdruck auf dem Gesicht, während sie durch die gelbe Einöde stapften.

„Mhm“, machte Sterzik und gähnte.

„Da wären wir. Das ist mein Panzer“, verkündete der Junge und blieb stehen. Und tatsächlich: Vor ihnen ragte eine gewaltige Maschine aus Eisen aus dem Boden. Auf der Seite des Panzers stand in großen weißen Lettern: TIGER.

„Das ist der Tigerpanzer“, erklärte Maximilian überflüssigerweise. „Das ist mein Lieblingspanzer. Ich liebe Panzer.“

„Ja, ja, wissen wir!“, stöhnte Sterzik.

„Sag mir bitte einfach, dass du das Ding bedienen kannst“, flehte Hänno.

„Klar kann ich“, erwiderte der Junge und plusterte seine Brust auf. „Alle Mann einsteigen. Wir machen einen Drachen platt.“ Er klatschte aufgeregt in die Hände.

Hänno und Sterzik stiegen durch die kreisrunde Einstiegsluke ins Innere des Fahrzeugs. Drinnen gab es allerhand Apparate, Knöpfe und Lichter, die in den unterschiedlichsten Farben leuchteten. Maximilian Knabe setzte sich ans Steuer. Er betätigte einen großen roten Knopf und der Motor des Panzers brummte auf. Falco kläffte aufgeregt und Cathleen schlug wild mit den Flügeln. Ihnen schien der Panzer zu gefallen.

„Hey, Finger weg von der Schoki!“, rief Maximilian plötzlich und Sterzik zuckte zusammen. Er hatte in dem Fach unter seinem Sitz eine ganze Tafel Schokolade gefunden und war gerade dabei gewesen, ein großes Stück davon abzubeißen.

„Die Schoki ist nur fürs Gefecht!“, wies ihn Maximilian zurecht, während er den Panzer über die raue Landschaft des Endes in Richtung Drachen manövrierte. Enttäuscht ließ Sterzik die Tafel sinken.

WUMM!

Der Aufprall erschütterte den ganzen Panzer.

„Der Enderdrache!“, rief Hänno, „Er hat uns entdeckt!“

„An die Kanone!“, befahl Maximilian und deutete auf den Sitz vor Sterzik. „Sofort!“

Sterzik sprang nach vorne und umklammerte den Abzug des gewaltigen Panzerrohrs, welches nach draußen zeigte. Durch den Ausguck hielt er Ausschau nach dem Enderdrachen.

„Hab ihn voll im Visier!“, verkündete Sterzik.

„Dann Feuer!“, brüllte Maximilian und Sterzik drückte ab. Es gab einen gewaltigen Knall und kurz darauf dröhnte ein markerschütterndes Brüllen über den Himmel. Hännos Augen weiteten sich.

„Sterzik! Du hast ihn getroffen! Du hast den Enderdrachen getötet!“, rief er.

Sterzik warf einen weiteren Blick durch den Ausguck. Tatsache: Der Enderdrache löste sich gerade in einer riesigen weißen Explosion auf.

Hänno, Sterzik und Maximilian stiegen aus dem Panzer und betrachteten das Spektakel. Falco schien durch den unerwarteten Sieg plötzlich neuen Mut geschöpft zu haben, denn er jagte freudig umher und wedelte wie verrückt mit dem Schwanz.

In diesem Moment öffnete sich vor den Abenteurern plötzlich ein neues Portal in der Luft. Dieses Portal war nicht waagerecht, wie das jenes, das aus dem Ende führte, sondern es stand senkrecht in der Luft. Und aus diesem Portal stieg ein grimmig dreinblickender, athletisch gebauter Mann. Der Mann trug einen feinen Anzug, hatte eine Glatze mit einem Barcode auf dem Hinterkopf und in der Hand hielt er eine Pistole. Er schien von Hänno, Sterzik und Maximilian vorerst keine Notiz zu nehmen, denn er war vollauf damit beschäftigt, einen Schalldämpfer an seine Pistole zu befestigen. Dann endlich blickte er auf.

„Ah, da seid ihr ja“, sagte er. Er hob seine Pistole und drückte drei Mal ab.

„Das war´s dann wohl mit Hart aber Härzik“, murmelte Hänno, während er zu Boden sank.

„Mit Hänno und Sterzik“, röchelte Sterzik noch. Dann war es vorbei.

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