Cold Blooded (Martin Gancarczyk) | Buchrezension
- Tim J. R. Ufer

- 28. Juli 2021
- 4 Min. Lesezeit
Heute möchte ich euch einen weiteren Urban Fantasy Roman vorstellen. Diejenigen von euch, die meine Rezension zu „Elfenkrone“ gelesen haben, wissen bereits, dass ich mit diesem Genre eigentlich nicht viel anfangen kann. Dennoch hat Cold Blooded mich irgendwie angesprochen. Ob es an den Gestaltwandlern liegt (eine tolle Erfindung des Fantasy) oder an dem unverkennbaren Humor, der schon auf den ersten Seiten der Lektüre auf mich überschwappte, kann ich nicht sagen. An dieser Stelle nur so viel: Cold Blooded hat mich überrascht. Und zwar auf sehr vielen Ebenen. Let’s dive into it!
Zu den allgemeinen Facts
Cold Blooded oder auch „Der Geschmack von Blut und Schatten“ ist der Debutroman des deutschen Autors Martin Gancarczyk. Das Buch hat 460 Seiten – eine klassische Seitenzahl für einen Fantasyroman. Außerdem lohnt es sich an dieser Stelle zu erwähnen, dass das Buch im Selfpublishing erschienen ist.
Für alle, die sich mit den Veröffentlichungsarten von Büchern noch nicht so gut auskennen: Selfpublishing bedeutet, dass der Autor nicht nur das Manuskript verfasst, sondern sich zusätzlich auch um Cover, Lektorat und Marketing sowie Druck und Verkauf des Buches kümmert. Dieser erhebliche Mehraufwand (sowohl zeittechnisch als auch finanziell) wird im Nachhinein meist durch deutlich höhere Gewinnmargen beim Verkauf belohnt.
In den letzten Jahren ist Selfpublishing besonders unter Newcomern in der Branche immer beliebter geworden, weil es einfach jedem die Möglichkeit gibt, sein eigenes Buch innerhalb kürzester Zeit auf den Markt zu bringen. Dabei stehen die selbstveröffentlichten Werke denen aus dem Verlagswesen übrigens in einem Großteil der Fälle um nichts nach! Der einzige Unterschied ist eben, dass nicht der Name eines Verlags auf dem Cover steht. Zum Thema Selfpublishing vs. Verlagsveröffentlichungen werde ich vielleicht bei Gelegenheit auch nochmal eine ausführlichere Podcastfolge aufnehmen. Ich finde das Thema an sich nämlich ziemlich spannend und es gibt einige Vorurteile auf beiden Seiten, mit denen dringend aufgeräumt werden sollte. Dazu aber an anderer Stelle mehr.
Ein grober Überblick über die Handlung
In Cold Blooded wird der Leser in eine Welt geworfen, in der die Menschen seit 25 Jahren von der Spitze der Nahrungskette abgelöst wurden. An ihrer Stelle regieren nun mächtige Schattenwesen und Gestaltwandler die neue Weltordnung. In dieser neuen Gesellschaft werden Menschen wie Nutztiere gehalten und zum Spaß gerne auch von Bärenwandlern, Vampiren, Werwölfen oder sonstigem Gesocks gejagt und gefressen.
Keine wirklich gute Zeit, um als Mensch geboren zu werden also. Tja, Grayson Huff, der Protagonist der Geschichte, kann davon ein Lied singen. Mit 28 Jahren hat er das Pech, im Rahmen der 5% Regel der Regierung zu einem Gejagten deklariert zu werden. Soll heißen: Jedes Schattenwesen in der Gegend darf ihn ein komplettes Jahr lang ganz legal jagen und auch töten.
Zu Beginn der Geschichte ist Grayson zusammen mit Rocky, einem lebenden Wasserspeier und Graysons einzigem Freund, schon acht Monate lang auf der Flucht, als das Unvermeidliche passiert: Ein paar Werwölfe und eine Hexe spüren ihn auf und bringen ihn um. Ja, ihr habt richtig gelesen. Der Protagonist stirbt tatsächlich schon im dritten Kapitel des Buches! Ich habe aber auch gute Neuigkeiten für euch: Nach einem kurzen Plausch mit dem Tod von Chicago ersteht er nämlich gleich wieder auf.
Zurück im Reich der Lebenden lernt Grayson seinen späteren Geliebten Wayland kennen – ein Tigerwandler und Undercoveragent bei der Magical Intelligence Agency (kurz: MIA). Wayland verjagt die Hexe und die Werwölfe und bringt Grayson in die Zentrale des MIA, wo er von der Chefin der Organisation rekrutiert wird. Beim MIA schließt Grayson zum ersten Mal in seinem Leben ein paar echte Freundschaften und gemeinsam mit seinen neuen Kollegen muss er einen Fall lösen, der die gesamte neue Weltordnung zu bedrohen scheint. Gleichzeitig wird klar, dass Grayson doch kein normaler Mensch ist, wie er es immer gedacht hat. Es zeigt sich nämlich, dass er nicht nur unsterblich ist, sondern auch noch eine Reihe cooler Superkräfte draufhat. Wie besonders er tatsächlich ist, wird Grayson erst ganz am Ende des Buches erfahren…
Das gefällt mir gut!
Cold Blooded hat in meinen Augen einige Stärken, die das Buch zu einem spannenden und äußerst unterhaltsamen Werk machen. Zum einen wäre da das unfassbar detailreiche und gut durchdachte Worldbuilding, das absolut lückenlos alles abdeckt, was sich meine Leserseele nur erträumen kann. Tatsächlich hat sich Gancarczyk bei seinem Roman so viel ausgedacht, dass mein Gehirn beim Lesen an manchen Stellen gar nicht mehr richtig mitgekommen ist, weil es so viel Neues gab. Auch wenn mich das zugegeben zwischenzeitlich ein bisschen abgeschreckt hat, haben die vielen Details am Ende dafür gesorgt, dass ich mich richtig gut in die Welt von Cold Blooded hineinversetzen konnte.
Dann wären da noch die inneren Monologe von Grayson und Wayland und ich kann euch sagen: ZUCKER! Der Humor in dem Buch entspricht voll meinem Geschmack und auch wenn besonders Grayson als Charakter wirklich sehr schrill und abgedreht ist, machen ihn seine inneren Monologe doch irgendwie liebenswürdig.
Zu guter Letzt bin ich einfach ein großer Fan von Gestaltwandlern. Mir gefällt einfach der Gedanke, mich in ein Tier oder ein anderes Lebewesen verwandeln zu können. Von daher hat mich die Grundidee hinter Cold Blooded auf jeden Fall abgeholt. Eine epische Endschlacht gibt es zwar nicht so wirklich, aber dafür einen krassen Plottwist, der definitiv Entschädigung genug ist!
Lohnt sich das Buch? – Mein Fazit
„Der Geschmack von Blut und Schatten“ war wieder so ein Buch, bei dem mein Leseverhalten sehr schwankend war. Den Anfang fand ich absolut genial, der Mittelteil hat sich dann etwas gezogen und ich wurde ehrlich gesagt so mit neuen Informationen überladen, dass ich überhaupt nichts mehr verstanden habe. Das Ende war dann wieder ein literarisches Meisterwerk.
Insgesamt würde ich das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen! Besonders Liebhaber von Sarkasmus, Romance und Urban Fantasy werden an dem Roman ihren Spaß haben. Meine Wertungen zu dem Buch sehen folgendermaßen aus:
Sahnigkeit: Fettstufe
Thrillometer: 145/240 bpm
Genussform: nicht für Vegetarier geeignet
Scherzspektrum: 7.5/10 Kichererbsen
Romantikmesser: Hier sollte zumindest ein 3-lagiges Papiertaschentuch gezückt werden
Charakterbindung: Handschellen (Grayson ist total durchgeknallt, aber doch sehr liebenswürdig)
Damit kommt „Der Geschmack von Blut und Schatten“ bei mir auf eine Gesamtwertung von 6.5/10 Schreibfedern! Obwohl Urban Fantasy nach wie vor überhaupt nicht mein Genre ist, hat mich Cold Blooded definitiv positiv überrascht!
Was sagt ihr zu dem Buch? Habt ihr Cold Blooded schon gelesen? :)



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