9. Kapitel - Kamingespräche | CrayZ
- Tim J. R. Ufer

- 19. Juli 2021
- 10 Min. Lesezeit
Wenig später befinden wir uns in einer geräumigen Penthouse-Suite in einem der obersten Stockwerke des Turms. Wir haben es uns auf drei gemütlichen Sesseln bequem gemacht und Claras Vater hat Kaffee zubereitet.
Jetzt mampfe ich gerade genüsslich eine Banane, während Clara nebenbei ein paar Orangen schält. Dabei kaut sie auf einer getrockneten Dattel. Nach der langen Motorradfahrt und der aufregenden Verfolgungsjagd haben wir ordentlich Kohldampf.
Claras Vater lässt uns eine Weile schweigend unser Mahl genießen. Nur das Prasseln des kleinen Feuers in dem offenen Steinkamin neben uns ist zu hören, dessen Wärme sich langsam auf meinen gesamten Körper überträgt. Ich kann gar nicht verstehen, warum Clara ein so schlechtes Verhältnis zu ihrem Vater hat. Okay gut, er hätte uns vorhin fast sterben lassen, aber ansonsten scheint er wirklich ein anständiger Mann zu sein.
Zufrieden lasse ich meinen Blick durch das Zimmer schweifen, während mir der frische Saft einer Kiwi über das Kinn läuft. An der gegenüberliegenden Wand des großen Wohnzimmers hängt ein gigantischer Flachbildschirm, flankiert von zwei mächtigen Soundboxen. Davor stehen einige Sportgeräte und Hanteln, auf die so viele Gewichte geladen wurden, dass ich sie vermutlich nicht einmal hochheben könnte. Die nach außen gerichtete Wand des Zimmers ist beinahe vollständig aus Glas, sodass man einen atemberaubenden Panoramablick auf die ganze Stadt hat. Zwischen Küche und Wohnzimmer steht außerdem ein prachtvoller, schwarz glänzender Flügel. Gierig versenke ich ein weiteres Mal meine Schneidezähne in dem sauren Fruchtfleisch meiner Kiwi.
»Ich schätze mal, du bist nicht gekommen, um mir deinen neuen Freund vorzustellen‹‹, eröffnet Claras Vater schließlich beiläufig das Gespräch, »Auch wenn das an dieser Stelle wohl durchaus angebracht wäre.‹‹ Erwartungsvoll schaut er zu seiner Tochter.
»Oh, also Nik ist gar nicht mein richtiger Freund, Dad. Genau genommen haben wir uns gerade erst kennengelernt‹‹, erwidert Clara und weicht dem Blick ihres Vaters geschickt aus. Mir entgeht allerdings nicht, dass sie ein kleines bisschen rot im Gesicht wird.
Claras Vater zieht die rechte Augenbrauen hoch, hakt aber nicht weiter nach. Stattdessen richtet er sich nun an mich: »Wie auch immer. Freut mich dich kennenzulernen, Nik. Mein Name ist Sascha.‹‹
Claras Vater streckt mir seine Hand entgegen und ich schlage ein.
»Der Mann hat einen ungesund festen Händedruck‹‹, denke ich, während ich mit einem gequälten Lächeln Saschas verschmitzten Blick erwidere. Claras Vater scheint den Moment offensichtlich zu genießen, denn er will meine Hand gar nicht mehr loslassen. Als ich schließlich endlich das nützliche Ende meines rechten Armes zurückbekomme, ist es fürs erste unbrauchbar geworden.
Unauffällig massiere ich meine gequetschte, rechte Hand mit meiner Linken und warte darauf, dass irgendjemand die peinliche Stille endlich wieder durchbrechen möge. Als dies allerdings nicht passiert, nehme ich schließlich das Zepter selbst in die Hand.
»Ein prächtiges Haustier hast du da, Sascha‹‹, versuche ich dem Gespräch neues Leben einzuhauchen.
»Oh ja‹‹, erwidert Sascha, offensichtlich froh darüber, die betretene Stille durchbrechen zu können, »Ich kenne ihn schon, seit er ein kleines Küken ist. Der süße Spatz war damals nicht viel größer als ein Elefantenbaby. Erinnerst du dich, Clara?‹‹
Ein Lächeln huscht über Saschas Gesicht, während er an die alten Zeiten zurückdenkt. Selbst Clara kann sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. Scheinbar hatten sie damals eine gute Zeit zusammen.
»Naja, jedenfalls hab ich das arme Ding eines Tages einfach so im Wald gefunden. Er hatte einen gebrochenen Flügel und war vollkommen ausgehungert. Ich konnte ihn damals nicht alleine da draußen verhungern lassen. Also hab ich ihn aufgenommen‹‹, fährt Sascha fort und gießt uns noch ein wenig von dem dampfenden Kaffee ein, »Claras Mutter war natürlich dagegen. Sie meinte ständig, so ein Haustier mache zu viel Arbeit und fresse uns über kurz oder lang nur die Haare vom Kopf.‹‹
Sascha kratzt sich in gedankenverloren an seiner Glatze. Dabei frage ich mich zum ersten Mal, wo eigentlich Claras Mutter ist.
»Vermutlich sind die beiden getrennt‹‹, denke ich bei mir, »Ja, das klingt plausibel. Immerhin ist Sascha ein ziemlich schräger Kautz.‹‹
»Jedenfalls hab ich mich schließlich durchgesetzt. Solange ich mich natürlich rund um die Uhr selbst um das kleine Küken kümmerte - das war die Abmachung!‹‹, berichtet Sascha nach einer kurzen Pause und unterstreicht seine Worte dabei so facettenreich und mitreißend mit seiner Mimik und Gestik, dass ich gar nicht anders kann, als ihm fortwährend an den Lippen zu kleben.
»Das arme Ding brauchte einen Namen also habe ich scharf nachgedacht‹‹, erzählt Claras, »Ich habe zwei Tage und zwei Nächte am Stück gebrainstormt. Gott, war das eine Flipchart-Schlacht! Ich habe mein gesamtes kreatives Chi auf einen Punkt gebündelt.‹‹
Sascha untermalt seine Worte, indem er mit seinen beiden Fäusten eine Kugel direkt über seinem Herzen formt.
»Und dann… Booom!‹‹, Sascha wirft die Fäuste nach vorne und öffnet dabei die Handflächen, »Ein neuer Name war geboren. So hell leuchtend wie die Sonne selbst, ein strahlender Geistesblitz, so rein und edel, wie er nur alle hundert Jahre einmal vorkommt.‹‹
Sascha hebt die Hände in einer dramatischen Geste zum Himmel und wackelt dabei mit den Fingern.
»Seit diesem Tage war sein Name…‹‹, Sascha macht eine spannungsreiche Pause, »Big Eagle!‹‹
Dabei breitet er seine Arme aus als wären es die gewaltigen Schwingen eines Riesenadlers und grinst selbstzufrieden von einem Ohr zum anderen.
»Ja, Dad hat damals wirklich seine kreative Ader entdeckt‹‹, meint Clara und zwinkert mir zu, »Beagle ist die Kurzform für Big Eagle. Wir nennen ihn eigentlich nur so.‹‹
»Soso‹‹, sage ich und muss mir ein Schmunzeln verkneifen, »Ein Riesenadler namens Big Eagle also. Wow. Sascha, wo nimmst du nur diese kreative Energie her? Im Ernst, du solltest ein Buch schreiben.‹‹
Claras Vater nickt eifrig: »Ja, den Gedanken hatte ich auch schon! Ich dachte an eine Geschichte über einen Jungen, der von einem großen, fetten Typen erfährt, dass er ein Zauberer ist und dann auf so eine Zauberschule kommt, wo er total berühmt ist, weil er diese komische Narbe auf der Stirn hat, und…‹‹
»Gibt es das nicht schon irgendwo?‹‹, fällt ihm seine Tochter ins Wort und runzelt die Stirn.
»Ja, selbst mir kommt das bekannt vor und mein Gedächtnis ist zurzeit eigentlich nicht gerade das Zuverlässigste‹‹, gebe ich zu und setze eine entschuldigende Miene auf.
»Oh‹‹, meint Sascha nur. Er scheint ein wenig niedergeschlagen zu sein.
»Naja, später wird mir bestimmt noch mehr einfallen‹‹, fährt er mit neu aufflammendem Eifer fort, »Etwas noch krasseres!‹‹
»Ganz bestimmt‹‹, versuche ich Sascha aufzuheitern und reiche ihm aus Versehen eine Zitrone anstelle einer Orange. Ich will ihn gerade warnen, da versenkt Claras Vater bereits mit einem herzhaften Bissen seine Zähne in der gelben Frucht. Sofort verzieht er das Gesicht. Nach ein paar Sekunden grinst er aber schon wieder, als wäre nichts gewesen.
»Aber jetzt zu euch beiden. Was führt euch her und wie kann ich euch helfen?‹‹, meint Sascha und schaut uns fragend an.
Als ich einige Zeit später endlich mit meiner Erzählung über die vergangen Tage geendet habe, hat Sascha eine besorgte Miene aufgesetzt. Dabei betrachtet er die Landkarte, die ich während meinem Bericht vor ihm auf dem Tisch ausgebreitet habe.
Dann sagt er: »Dein Problem scheint ernst zu sein. Seit das schwarze Loch damit angefangen hat, diese Kreaturen auszuspucken sind viele schreckliche Dinge passiert. Aber das mit eurem seltsamen Verfolger gefällt mir ganz und gar nicht. Sowas ist unüblich.‹‹
»Moment mal. Das schwarze Loch spuckt Kreaturen aus? Was meinst du damit?‹‹, frage ich hastig, begierig darauf, mehr zu erfahren.
»Nun, du weißt ja bestimmt schon, dass wir unsere Energie von einem winzigen Schwarzen Loch beziehen, dass die Nazis vor einigen Jahrhunderten in die Mitte des Mondes gepflanzt haben. Dieses Schwarze Loch ist vor ziemlich genau vier Jahren und neun Monaten außer Kontrolle geraten‹‹, berichtet Sascha und auf einmal wirkt er ungewohnt traurig.
»Ja, das weiß ich schon alles‹‹, erwidere ich als Claras Vater auch nach einigen Augenblicken nicht mit seiner Erzählung fortfährt, »Aber wie ging es dann weiter?‹‹
»Auf einmal sind überall auf dem Mond seltsame Dinge und Wesen aufgetaucht‹‹, setzt Sascha schließlich die Geschichte fort, »Erst wussten wir nicht, woran es lag. Wir dachten schon, Außerirdische hätten uns gefunden und würden uns einen Streich spielen. Aber letztendlich hat sich herausgestellt, dass das Schwarze Loch für all das verantwortlich ist. Es hat die merkwürdigsten Sachen ausgespuckt: Eine Herde Wollhaarmammuts, einen voll bestückten Edeka-Supermarkt, einen ganzen Gletscher, eine Einhorn Familie…‹‹
»Das kam alles aus dem Schwarzen Loch raus?‹‹, frage ich verblüfft.
»Oh ja und später noch viel mehr!‹‹, sagt Sascha und nickt gedankenverloren, »Durch die Singularität im Inneren des Schwarzen Loches ist einfach alles möglich. Es hat nicht nur Dinge hier auf den Mond gebracht, die lange ausgestorben sind, sondern auch Wesen und Gestalten, die bisher nur in unserer Fantasie gelebt haben. Deine Begegnung mit Yugi und seinem blauäugigen weißen Drachen beweist das. Und auch die Silberrückenpfeilgiftninjas wurden von dem schwarzen Loch ausgespuckt.‹‹
»Und es hört nie damit auf?‹‹, will ich erschrocken wissen. Es beunruhigt mich zutiefst, dass dieser ausgebrannte Stern jedes noch so erdenkliche Wesen direkt auf den Mond befördern konnte. Was, wenn es als nächstes die Dinosaurier zurückholte? Oder schlimmeres? Unwillkürlich muss ich an das Monster aus meinem vergangenen Albtraum denken.
»Das ist es ja gerade‹‹, meint Claras Vater auf einmal erregt und streicht sich mit den Fingern übers Kinn, »Ich bin häufiger mit Beagle unterwegs und habe ein Auge auf die Dinge. Gewöhnlich bin ich auf seinem Rücken vor den meisten Kreaturen da draußen sicher. Aber seit einigen Tagen scheint es keine neuen Erscheinungen mehr zu geben. Oder es sind nur kleine Dinge, die vielleicht nicht direkt auffallen. Wer weiß... natürlich ist es auch möglich, dass das Schwarze Loch einfach nur Schweizer Taschenmesser oder Küchenuhren ausspuckt.‹‹
Sascha zuckt mit den Schultern.
»Mit Sicherheit lässt sich das wohl nur herausfinden, wenn jemand persönlich zum Schwarzen Tempel geht und nachsieht, wie es um unseren kleinen toten Stern bestellt ist‹‹, fügt Sascha hinzu. Dabei geht sein Blick ins Leere. Wieder habe ich das Gefühl, dass ihn etwas stark bedrückt.
»Der Schwarze Tempel?‹‹, frage ich schließlich vorsichtig. Mir kreist der Kopf von den ganzen neuen Informationen, die jetzt wie ein wilder Hornissenschwarm durch die Windungen meines Gehirns schießen.
»Die heiligste Stätte der Nasenziehwichtel‹‹, erwidert Sascha tonlos und nickt, »Dort befindet sich der Kuppelraum, in dessen Inneren das Schwarze Loch aufbewahrt wird. Das ist der Ort, zu dem die rote Linie auf deiner Karte führt.‹‹ Claras Vater deutet auf die ausgebreitete Karte auf dem Tisch.
Endlich scheint sich das Puzzle in meinem Kopf ein Stück weit zusammenzufügen. Nachdenklich lehne ich mich zurück in meinen Sessel. Dabei blicke ich gedankenverloren durch die große Glasfront auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers.
Dieses Schwarze Loch sorgt also dafür, dass hier auf dem Mond diese denkwürdigen Dinge passieren. Sehr wahrscheinlich ist es auch der Grund dafür, dass ich meine Erinnerungen verloren habe. Wenn es also einen Ort gibt, an dem ich Antworten finden kann, dann am Schwarzen Tempel.
Entschlossen balle ich meine Hände zu Fäusten. Sofort zuckt ein unangenehmer Schmerz durch meine rechte Hand und ich stöhne auf. Die Entschlossenheit aber bleibt. Ich werde zum Schwarzen Tempel gehen, koste es, was es wolle. Und ich werde nicht ohne Antworten zurückkehren!
Ich blicke zu Clara. Kurz verliere ich mich in ihren wunderschönen, smaragdgrünen Augen. In ihnen funkelt die gleiche Entschlossenheit, wie ich sie in mir selbst spüre. Sascha sieht auf, blickt zu mir, dann zu Clara, dann wieder zu mir. Ein Anflug von Erschrecken zeichnet sich auf seinem Gesicht ab.
»Ihr wollt doch nicht etwa dorthin gehen, oder?‹‹, fragt Sascha mit gezwungen ruhiger Stimme, aber ich kann die Panik heraushören, die unterschwellig in seinen Worten mitschwingt.
Das verwundert mich. Ich hatte Sascha für einen waschechten Abenteurer gehalten. Immerhin fliegt er berufsmäßig auf einem Riesenadler in der Gegend herum und rettet Menschen vor den furchteinflößendsten Kreaturen und Gestalten, die man sich vorstellen kann. So etwas macht man nur, wenn man aus besonders hartem und widerstandsfähigem Holz geschnitzt ist.
»Ich denke schon‹‹, erwidere ich zögernd und schaue zu ihm herüber, »Ich gehe auf jeden Fall. Ich muss herausfinden, wer ich wirklich bin.‹‹
Claras Vater schüttelt entsetzt den Kopf, als könne er seinen eigenen Ohren nicht trauen. Dann wendet er sich mit fast flehendem Gesichtsausdruck an seine Tochter: »Bitte sag mir, dass du ihn dabei nicht begleiten willst, mein Schatz. Du weißt, was damals mit deiner Mutter passiert ist!‹‹
Claras Gesichtsausdruck versteinert.
»Ich werde gehen! Es ist allein deine Schuld, dass Mum nicht mehr da ist! Du kannst mich nicht aufhalten!‹‹, schleudert sie die Worte wütend ihrem Vater entgegen.
»Das ist nicht fair! Du weißt genau, dass ich sie nie zu ihrer Arbeit begleiten durfte!‹‹, entgegnet Sascha, der den Tränen nahe ist, »Bitte Schätzchen, ich will dich nicht auch noch an diesen grausamen Ort verlieren.‹‹
Verwirrt und ein wenig bedrückt blicke ich zwischen Clara und Sascha hin und her. Claras Eltern hatten sich also doch nicht getrennt. Ihrer Mutter musste damals irgendetwas grauenhaftes zugestoßen sein! Ich muss schlucken.
»Du wirst mich nicht verlieren‹‹, sagt Clara-Justine bestimmt, aber diesmal weniger wütend, »Und du wirst es irgendwann auch verstehen.‹‹
Der Sessel, auf dem ich sitze, kommt mir plötzlich sehr ungemütlich vor. Betreten blicke ich vor mir auf den Boden und wünsche, ich könnte mich einfach in Luft auflösen. Ich hatte nicht erwartet, in eine solch persönliche und unangenehme Familiendiskussion hineinzugeraten.
»Ich war dort‹‹, erwidert Sascha traurig, »Die Ruinen des Schwarzen Tempels sind ein Schlachtfeld. Du wirst dort nichts finden, als den Tod.‹‹
»Nicht, wenn du uns hilfst!‹‹, meint Clara auf einmal aufgeregt und sieht ihren Vater bittend an, »Zu zweit und mit genügend Hilfsmitteln können wir es bis zum Schwarzen Tempel schaffen!‹‹
»Oh, das ist nicht meine Sorge‹‹, sagt Sascha mit zittriger Stimme, »Ich fürchte nur, ihr schafft es nicht wieder zurück.‹‹ Für einen Augenblick wirkt Clara verzweifelt. Dann starrt sie ihren Vater wütend an.
»In Ordnung. Dann gehen wir eben ohne deine Hilfe. Komm Nik, wir brechen auf!‹‹, sagt Clara-Justine mit bebender Stimme und steht von ihrem Sessel auf.
Unsicher erhebe ich mich ebenfalls. Ich bin zwar entschlossen, zu diesem Schwarzen Tempel zu gehen, aber ich spüre auch, wie sich langsam der mangelnde Schlaf bei mir bemerkbar macht. Außerdem haben wir keinen nennenswerten Proviant mehr und Claras Motorrad steht in mehreren hundert Metern Höhe auf dem Balkon eines riesigen Turmes.
»Nun warte doch, Schätzchen‹‹, meint Sascha plötzlich und hebt beschwichtigend die Hände, »Natürlich helfe ich euch. Ihr solltet jetzt noch nicht aufbrechen. Wenn ihr das wirklich machen wollt, dann seid ihr besser auf so eine Reise vorbereitet.‹‹
Mit diesen Worten steht Sascha ebenfalls von seinem Sessel auf und durchquert das große Zimmer bis zu dem prachtvollen, schwarzen Flügel. Mit einem gezielten Handgriff zieht er an einer der dunklen, matt schimmernden Federn. Es ertönt ein leises Klicken und im nächsten Moment japse ich vor Überraschung laut auf.
Der massive Stein der offenen Feuerstelle direkt neben unseren Sesseln teilt sich knackend und die beiden Kaminhälften fahren auseinander. Auf beiden Seiten des sich dabei öffnenden Spalts tanzen die Flammen munter weiter. Hinter der Öffnung tritt nun eine kleine, stählerne Tür zum Vorschein. Claras Vater zupft behutsam an einer weiteren Feder, diesmal im unteren Teil des Flügels, und die Tür springt auf.
»Nach euch‹‹, meint Sascha. Als er mein verblüfftes Gesicht sieht grinst er und sagt: »Es hat seine Vorteile reich zu sein.‹‹
Fassungslos und vorsichtig, um ja nicht in das prasselnde Feuer zu geraten, welches beide Seiten der Geheimtür flankiert, trete ich durch den Kamin. Die Tür ist so klein, dass ich mich ducken muss, um nicht mit dem Kopf gegen den stählernen Rahmen zu stoßen.
Sobald ich durch den geheimen Eingang hindurchgetreten bin, richte ich mich wieder auf. Staunend schweift mein Blick durch den Raum, in dem ich mich nun befinde und für ein paar Sekunden vergisst mein Herz, dass es eigentlich schlagen sollte.

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