21. Kapitel - Ein schrecklicher Verrat | CrayZ
- Tim J. R. Ufer

- 19. Juli 2021
- 11 Min. Lesezeit
»Wir stehen für immer in eurer Schuld. Ohne eure Hilfe, hätten die Edelsteinlinge uns zu Sand zermahlen und im Licht der prallen Sonne vor dem Höhleneingang verstreut‹‹, dröhnt Vater Fels mit seiner tiefen Stimme und verbeugt sich tief. Sogar so tief, dass ich fürchte, er könne jederzeit umkippen und mich lebendig unter sich begraben. Doch der mannshohe Granitbrocken stoppt glücklicherweise rechtzeitig und richtet sich wieder zu voller Größe auf.
»Meine Dankbarkeit lässt sich gar nicht in Worten ausdrücken‹‹, fährt er fort und obwohl ich weiß, dass Steine keine Tränen haben, könnte ich schwören, dass dabei ein winziger, salziger Wassertropfen in den Augen des Felsens glitzert, »Wenn es irgendetwas gibt, womit wir euch helfen können, dann lasst es bitte nicht unausgesprochen. Meine Kieslinge und ich stehen euch mit allem was wir haben als treue Diener zur Verfügung.‹‹
»Naja, da gäbe es tatsächlich etwas‹‹, meine ich zögernd und werfe einen verstohlenen Blick auf das große Loch im Höhlenboden hinter uns.
Vater Fels wirft mir einen wissenden Blick zu: »Das kriegen wir schon gerockt.‹‹
Einige Tage später…
»Da wären wir also endlich‹‹, sage ich und kann es dabei selbst kaum glauben. Ich habe die Hände an die Stirn gelegt, um meine Augen vor dem grellen Licht der Sonne zu schützen. Thorsten, Torben, Clara und ich stehen auf einem felsigen Hügel inmitten einer verdorrten Landschaft und blicken auf das weite Tal zu unseren Füßen. Hinter uns erhebt sich funkelnd in glänzendem Schwarz die Gestalt des SCHREDDERS zum Himmel empor. Er hat durch den schweren Sturz in der Grotte zwar einige Kratzer und Beulen abbekommen, doch alles in allem ist er wieder voll einsatzfähig. Tatsächlich lassen die tiefen Risse und Blessuren die stählerne Kreatur sogar noch furchteinflößender wirken als zuvor.
Ich finde es noch immer etwas bedauerlich, dass wir die kompletten Überreste unseres Red Bull Vorrats für die Rettung des SCHREDDERS opfern mussten. Vater Fels kam auf die glorreiche Idee, einfach den restlichen Karton dem mächtigen Stahlgiganten zu verfüttern und zu sehen, was passiert. Da wir nicht wirklich eine andere Option hatten, haben wir das schließlich auch gemacht und tatsächlich wuchsen dem SCHREDDER kurz darauf riesenhafte, silberne Engelsflügel. Mit deren Hilfe war es dann ein Kinderspiel, unseren riesigen Kampfroboter aus seinem felsigen Grab zu befreien.
Anschließend haben die Steinlinge sich nochmals vielfach unterwürfig bei uns bedankt, Rocky hielt eine herzergreifende Abschiedsrede und wir brachen schließlich auf. Nun, etwa zwei Tagesmärsche später, stehen wir hier und blicken auf die leichenblassen Ruinen des Schwarzen Tempels.
»Er ist genauso, wie in den Erzählungen‹‹, murmelt Torben gedankenverloren. Und dann fängt er langsam an, die schaurigen Zeilen eines Gedichtes vorzutragen:
»Weißer Marmor, bleiches Gerippe,
ein schwarzes Herz in seiner Mitte.
Unablässig schlagend,
in schaurigem Takt,
bis es dich packt!
Samt Stiefel und Spaten,
wirst du begraben!‹‹
»Das hast du nicht selbst gedichtet, oder?‹‹, fragt Clara und blickt Torben zweifelnd an.
»Nope‹‹, erwidert Torben und zuckt mit den Schultern, »Das hat uns die Moorhexe immer aufgesagt, wenn wir es wagten, sie über den Schwarzen Tempel auszufragen. Ich glaube, sie wollte uns damit einfach nur Angst machen. Keine Ahnung, wie viel Wahres an dem Gedicht wirklich dran ist.‹‹
»So oder so‹‹, sage ich, »Wir werden es schon bald wissen.‹‹
Mit diesen Worten mache ich auf dem Absatz kehrt und marschiere zurück zum SCHREDDER. Ich habe genug gesehen, um zu wissen, dass ich mich lieber in dem schützenden Bauch des Stahldinosauriers aufhalten möchte, solange wir in der Nähe dieses schrecklichen Ortes sind. Thorsten, Torben und Clara scheinen meine Gedanken zu teilen, denn sie folgen mir zügig und schon bald sitzen wir wieder in unserem warmen, gemütlichen Cockpit und betrachten den Tempel über unsere Bildschirme.
»Warum heißt es eigentlich Schwarzer Tempel, wenn das Ding weißer ist als die Robe eines Priesters?‹‹, frage ich nachdenklich.
»Weiß nicht‹‹, meint Torben schmatzend, nachdem er sich ein großes Stück Lebkuchen in den Mund geschoben hat, »Wahrscheinlich deshalb, weil Schwarzer Tempel einfach viel furchteinflößender klingt als Weißer Tempel.‹‹
»Denk dran, wir brauchen auch noch Proviant für den Heimweg‹‹, mahnt Clara-Justine mit strenger Miene. Torben, der sich gerade noch ein weiteres Stück Lebkuchen gegriffen hat, lässt es wieder sinken und rollt mit den Augen: »Ja, Mama.‹‹
»Nach was genau suchen wir eigentlich?‹‹, fragt Thorsten in die Runde, »Hat irgendjemand hier einen Plan?‹‹
»Zuerst einmal muss ich euch allen etwas erzählen‹‹, erhebt Clara leise das Wort. Alle Blicke richten sich auf sie. Clara scheint unter der Aufmerksamkeit zusammenzuschrumpfen, während sie nervös auf ihrer Unterlippe herumkaut. Auf einmal sieht sie nicht mehr so wild, entschlossen und temperamentvoll aus wie sonst. Sie sieht einfach aus wie ein kleines Mädchen, das Angst vor dem Monster unter ihrem Bett hat.
Ich warte geduldig darauf, dass Clara fortfährt. Lasse das Schweigen für mich sprechen. Und schließlich entlockt die erdrückende Stille die ersten Worte von ihren zitternden Lippen. »Sie haben meine Mutter‹‹, haucht Clara schwach, es ist mehr wie ein Flüstern, »Sie ist damals nicht ums Leben gekommen. Sie lebt.‹‹
»Aber das ist doch etwas Gutes‹‹, erwidere ich sofort und meine Miene hellt sich auf, »Wir können sie retten! Clara, wo ist sie und wer hält sie gefangen?‹‹ Dabei rücke ich ein Stückchen näher zu ihr und will ihre Hand nehmen, doch Clara zieht sie weg. Ihr Blick ist schmerzgetränkt und feucht.
»Du verstehst nicht!‹‹, ruft Clara und auf einmal kullern ihr dicke, salzige Tränen über die Wangen, »Ich habe einen Deal mit Hannibal Bond ausgehandelt. Er gibt mir meine Mutter zurück, wenn ich im Gegenzug dich zum Schwarzen Tempel bringe.‹‹
Es fühlt sich so an, als hätte Clara mir soeben einen Speer in mein Herz gerammt. Mein Kopf ist wie leergefegt. Zitternd lasse ich Claras Hand los und mache einen Schritt rückwärts. Stolpere. Starre in diese grünen Augen. Frage mich, ob sie je etwas anderes in mir gesehen haben als das notwendige Übel, um ihre Mutter zurückzubekommen.
»Bitte Nik, ich habe einen Fehler gemacht!‹‹, fleht Clara mit bebender Stimme, »Ich wollte es dir ja schon viel früher sagen, aber…‹‹
»Ich schätze mal, du hast deinen Auftrag erfüllt‹‹, sage ich mit tonloser Stimme, »Du musst mich nur noch übergeben.‹‹ Die Worte spazieren über meine Lippen als wären es die eines Fremden. Noch immer starre ich auf diese beiden funkelnden Smaragde. Erkenne an, dass ihr Glanz mich die ganze Zeit über geblendet hat. Thorsten und Torben sitzen stumm und erschrocken auf ihren Stühlen. Keiner von beiden wagt es, seinen Mund zu öffnen.
»Nik, ich würde niemals…‹‹, beginnt Clara, aber ich lasse sie nicht ausreden. Das Gefühl kehrt langsam in meinen Körper zurück. Lässt mich erschaudern. Scheußliche Gedanken füllen meinen Kopf. Schießen darin umher, wie ein Schwarm wütender Hornissen.
»…mich verraten?‹‹, spucke ich die Worte aus, die Claras Satz vollenden. Ich starre auf diese schmalen Lippen, die sich vor Schmerzen krümmen, während sie nach Worten ringen.
»…mich ausliefern?‹‹, schlage ich ein weiteres, sehr treffendes, Satzende vor. Meine Stimme zittert vor Wut. Heiß und brodelnd kocht die Zornesröte in mir hoch. Hände werden zu Fäusten.
Claras ganzer Körper wird nun von der Verzweiflung durchgeschüttelt. Gierig sehe ich ihr bei ihrem Leiden zu. Ein bitterer Geschmack liegt mir auf der Zunge. Erinnerungen an einen fernen Kuss zucken an meinem inneren Auge vorbei.
»Es war der einzige Weg, sie jemals wieder zu sehen‹‹, schluchzt Clara, »Bond hat gedroht, sie zu töten, wenn ich dich nicht zu ihm bringe.‹‹
Ich bin sprachlos vor Wut. Nach all dem, was wir zusammen durchgemacht haben. Fassungslos betrachte ich das zitternde Häufchen Elend vor mir. Die geröteten Wangen. Die tränennassen Augen. Diese giftgrünen Augen, die mir so oft eine wohlige Gänsehaut bereitet haben. Jetzt wird mir bei ihrem Anblick nur noch schlecht.
»Du hast es von Anfang an gewusst.‹‹ Es ist eine Feststellung als die Worte meinen Mund verlassen.
»Du hast mich damals auf diesem Konzert nicht aus Zufall angesprochen, hab ich recht? Du wusstest, dass ich vorher bei Socke war. Moment mal, steckt er etwa auch mit dir unter einer Decke?‹‹ Plötzlich stehen sehr viele unbeantwortete Fragen in meinem Kopf. Und ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich die Antworten darauf überhaupt hören will. Doch nun, da das Schweigen einmal gebrochen ist, dürstet es mich nach der ganzen Wahrheit.
»Nein‹‹, erwiderte Clara hastig, »Socke hat mit alldem nichts zu tun. Er hatte tatsächlich recht damit, dass du hier am Schwarzen Tempel deine Erinnerungen wiederfinden kannst.‹‹
»Erzähl mir alles‹‹, fordere ich tonlos, wenngleich ich mir dabei reichlich Mühe geben muss. Clara hat auf einmal meine Neugierde geweckt. Vielleicht war doch nicht alles gelogen.
»Rudy, der Killerstaubsauger kam in der Nacht vor deiner Ankunft zu mir. Er hat mir das hier gegeben.‹‹ Clara greift in ihre Jackentasche und holt eine silberne Kette hervor, an deren Ende ein goldener Ring baumelt. Stumm betrachte ich das funkelnde Edelmetall, dann wieder Clara. Erneut flattern ungewünschte Erinnerungen in mir hoch. Doch ich schiebe sie zurück. Sperre sie in der hinterste Ecke meines Gehirns in eine dunkle Zelle und werfe den Schlüssel in den See des Vergessens.
»Der Ehering meiner Mutter. Er hat damit gedroht, sie zu töten, wenn ich ihm nicht helfe. Ich wusste zu dieser Zeit noch nicht einmal, worum es ging. Aber ich hätte alles getan, um meine Mutter noch einmal wieder zu sehen. Also habe ich zugestimmt‹‹, fährt Clara fort und dann stoppt sie. Schluckt einige Male. Wischt sich feuchte Tränen aus den Augen, bevor sie weitererzählt.
»Er sagte mir, du seiest gefährlich. Und sturköpfig. Und dass ich, wenn nötig…‹‹, Clara stockt, ringt nach dem Mut, die Worte auszusprechen, »Gebrauch von meinen weiblichen Fähigkeiten machen soll, um dich zum Schwarzen Tempel zu bringen.‹‹
Meine Miene gefriert zu Eis. Wenn Blicke töten könnten, dann würden wir jetzt einen Sarg brauchen.
»Aber so war es nicht!‹‹, sagt Clara hastig und ihre glänzenden Augen suchen verzweifelt nach einem Funken Verständnis in meinem Blick. Vergebens.
»Rudy wusste nicht, dass du deine Erinnerungen verloren hast‹‹, erzählt sie weiter, »Sonst hätte er sich von Anfang an selbst um die Sache gekümmert. Aber er hat es wohl an dem Abend herausgefunden als er bei mir eingebrochen ist. Ich glaube, er hat uns die ganze Zeit über beobachtet.‹‹
»Was will Rudy von mir? Was will dieses Monster aus meinen Albträumen von mir? Wer bin ich?‹‹, stelle ich die Fragen, die neben all meiner Wut und meinem Zorn groß und breit vor meinem inneren Auge stehen. In fettem Rotstift geschrieben und doppelt unterstrichen.
»Du hast dafür gesorgt, dass Hannibal Bond und seine Leute nicht hier auf den Mond gelangen können‹‹, flüstert Clara, »Du bist ein Held, Nik.‹‹
Das ist endgültig zu viel für mich. Entgeistert starre ich in Claras Gesicht. Versuche darin zu lesen, ob sich mich gerade anlügt oder nicht. Ich will am liebsten nur noch weg von hier. Raus aus diesem engen Cockpit. Doch meine Füße sind bleischwer.
»Meine Mum ist Wissenschaftlerin. Hannibal Bond hat sie entführt, damit sie für ihn ein Verbindungstor zwischen dem Inneren des Schwarzen Loches und dem Mond baut. Vorher war es nur durch Zufall möglich, aus der Singularität zu entkommen‹‹, erklärt Clara weiter, »Aber du hast verhindert, dass Hannibal und seine Armee jemals einen Fuß durch das Tor setzen konnten.‹‹
»Seine Armee?‹‹, wiederholt Thorsten ihre Worte und seine Stimme klingt dabei eine Oktavlage höher als sonst. Ich ignoriere ihn und hake meinerseits nach: »Und wie soll ich das bitte schön verhindert haben?‹‹
»Um das Tor zu passieren, benötigt man ein Passwort. Du hast meine Mum bei ihrer Arbeit beobachtet und kurz bevor sie fertig wurde, das Passwort geändert. Bond hat dich dabei erwischt und war im Begriff, dich zu schnappen und zu foltern. Aber du bist mit dem Passwort durch das Tor gesprungen‹‹, fährt Clara-Justine mit beinahe ehrfürchtiger Stimme fort.
»Das Tor war noch nicht ganz fertig‹‹, fängt es nun mir selbst an zu dämmern, »Deswegen habe ich meine Erinnerungen verloren.‹‹ Und auf einmal trifft es mich wie ein Hammerschlag. Plötzlich erscheint alles Sinn zu ergeben. Mein seltsames Erwachen auf dem Mond. Unser Verfolger. Die Albträume.
»Ich weiß nicht, ob du mir jemals verzeihen kannst‹‹, flüstert Clara traurig, »Aber meine Mum und deine Erinnerungen sind noch immer da drin.‹‹
»Ich brauche meine Erinnerungen nicht‹‹, erwidere ich knapp, »Wenn sie verloren sind, heißt das, dass auch das Passwort verloren ist. Ich werde nicht zulassen, dass dieser Killer aus seinem Schwarzen Gefängnis ausbricht.‹‹
Clara macht den Mund auf als wolle sie etwas erwidern, aber Torben kommt ihr zuvor: »Ähm, Leute? Ich glaube, wir bekommen gerade Besuch!‹‹ Sofort drehe ich mich herum und betrachte die noch funktionierenden Bildschirme. Mein Herzschlag legt einen kleinen Sprint ein.
»Shit!‹‹, sage ich und werfe mich auf meinen Sitzplatz, »Clara! Setz die verdammte Blechbüchse in Bewegung! Sofort!‹‹ Clara macht sich mit zitternden Fingern am Armaturenbrett zu schaffen. Die Motoren des SCHREDDERS starten brummend.
»Schneller!‹‹, rufe ich, den Blick unverwandt auf den Bildschirm vor mir gerichtet.
»Mit was haben wir es zu tun?‹‹, brüllt Clara zurück, während sie sich alle Mühe gibt, den SCHREDDER aus seinem Ruhemodus zu bekommen.
»Ganz ehrlich?‹‹, frage ich stirnrunzelnd, »Ich habe keine Ahnung!‹‹
Die Wesen, die da zielstrebig auf uns zumarschiert kommen, sehen aus als resultierten sie aus einem schrecklichen Unfall, bei dem Gott versucht hat, einen Bergtroll mit einem Elefanten zu kreuzen. Die Kreaturen sind bestimmt sechs Meter groß, laufen aufrecht auf zwei baumstammdicken Beinen und sind mit einem Oberarmumfang gesegnet, für den jeder Bodybuilder seinen letzten Eiweißshake eintauschen würde. Die Augen der Elefantentrolle sind viel zu klein für ihr Gesicht und eng zusammenliegend. Darunter baumelt eine lange Rüsselnase, die schrecklich fehl am Platze wirkt.
Am beeindruckendsten an der Erscheinung der Trolle sind aber ihre riesigen, kreisrunden Ohren. Jedes von ihnen ist groß wie ein kleines Schiffssegel.
WUUMMM!
Die Wucht des Aufpralls wirft mich beinahe von meinem Sitz und unser mächtiger Stahlriese schwankt bedrohlich. Eines der Wesen hat uns erreicht und beginnt nun damit, seine mächtigen Ohren gegen die Außenhülle des SCHREDDERS krachen zu lassen.
»Der Troll verteilt Ohrfeigen!‹‹, stellt Torben mit ängstlicher Stimme fest.
WUUMMM!
Ein weiterer Schlag lässt das Cockpit erzittern.
»Clara, was dauert da so lange?‹‹, will ich wissen. Ohne Vorwarnung steigt eine kalte Angst in mir hoch und greift mit langen Fingern nach meinem Herzen. Unwillkürlich greife ich zu Ryu Kasai. Der warme, lederumschlagene Griff auf meiner Haut beruhigt mich und hilft mir, meine Gedanken zu sortieren.
»Thorsten! Torben! An die Waffensysteme! Zieht diesen verdammten Trollofanten die Ohren lang!‹‹, brülle ich, während es in meinem Kopf rattert. Die Elefantentrolle kommen von hinten, sodass unsere einzige Fluchtmöglichkeit in der Richtung des Schwarzen Tempels liegt. Mich beschleicht das unangenehme Gefühl, dass die Trolle uns auch genau dort haben wollen. Trotzdem scheint uns keine andere Wahl zu bleiben. Ein flüchtiger Blick über die zahlreichen Bildschirme verrät mir, dass wir es gleich mit vier Elefantentrollen auf einmal zu tun haben. Bislang hat uns nur einer von ihnen erreicht, aber allein dessen Ohrfeigen lassen unseren mächtigen Kampfroboter bereits bedrohlich Wanken.
»Nimm das, Rüsseltier!‹‹, ruft Torben in diesem Moment und kurz darauf dringt ein markerschütterndes Tröten durch die dicken Stahlwände des Cockpits. Der SCHREDDER hat dem ersten Elefantentroll ins Ohr gebissen schüttelt den Riesen jetzt kräftig durch. Dieser klammert sich entsetzt mit seinen mächtigen Pranken an seinem Ohr fest und trompetet eine wütende Melodie.
»Vorsicht, da kommt der Nächste!‹‹, warne ich die Zwillinge, doch meine Sorgen sind unbegründet.
»Hab alles im Griff‹‹, erwidert Thorsten hinter zusammengebissenen Zähnen. Sein Bruder und er hängen an ihren Joysticks als wären sie Profi Gamer, die gerade das Match ihres Lebens spielen.
Einen Augenblick später zerfetzt eine Kugelsalve die Luft um uns herum. Thorsten hat die Maschinengewehre an den Schultern des SCHREDDERS ausgefahren und beginnt nun damit, dem zweiten Troll eine saftige Bleifüllung zu verpassen.
Dieser ist alles andere als glücklich über den Verlauf des Kampfes, wirft noch einen verängstigten Seitenblick auf seinen Kumpanen, dessen Ohr noch immer in der schmerzhaften Maulzange des Stahldinosauriers feststeckt, und ergreift Hals über Kopf die Flucht.
»Gut gemacht!‹‹, lobe ich Thorsten, während ich auf meinen Bildschirmen atemlos das Geschehen verfolge. Meine Freude währt allerdings nicht lange, denn nun fällt mein Blick auf die verbliebenen zwei Trolle.
»Shit! Alle mal gut festhalten!‹‹, rufe ich keine Sekunde zu früh. Einen Wimpernschlag später trifft den SCHREDDER die geballte Wucht der zwei Angreifer. Warmes Muskelfleisch prallt auf kaltes Eisen. Knochen und Stahlgewinde ächzen. Für einen kurzen Moment scheint nichts zu passieren. Dann kippt der mächtige Metalldinosaurier langsam zur Seite.
Ich merke erst, dass ich geschrien habe, als die Wucht des Aufpralls mir die Luft aus den Lungenflügeln presst und ich gezwungen bin einzuatmen. Der SCHREDDER purzelt einen steilen Abhang hinab. Die Welt dreht sich vor meinen Augen, während ich mich panisch an meinen Sitz kralle.
Als wir endlich liegen bleiben ist mir dermaßen schlecht, dass ich mich neben meinen Sitz übergebe. Meine Augen tränen und das Haar klebt mir in schweißnassen Tränen im Gesicht. Würgend und spuckend hänge ich vornübergebeugt auf meinem Sitz und kotze mir die Seele aus dem Leib.
»Ein richtiger Scheißtag!‹‹, fluche ich, während ich mir mit zitternden Fingern das Erbrochene von den Lippen wische. Ich schmecke saure Magenflüssigkeit in meinem Mund.
»Das wischst du nachher aber wieder weg!‹‹, meint Torben und blickt angewidert auf die gelbe Pfütze neben meinem Sitz. Ich sehe ihn böse an, sage aber nichts. Mir ist nicht nach Reden.
»Eine hübsche, warme Dusche wäre jetzt was für mich‹‹, denke ich bei mir. Innerlich beglückwünsche ich mich kräftig zu diesem wahnsinnig guten Einfall und male mir bereits aus, wie sich warmes Wasser in wohligen Sturzbächen über meine nackte Haut ergießt.
WUUMMM!
»AAHHHRRGH! Diese verdammten Drecksviecher!‹‹, brülle ich außer mir vor Wut und recke zornig die Fäuste zum Himmel.
»Sie versuchen, das Cockpit aufzubrechen‹‹, sagt Clara-Justine und ich höre die schmerzenskalte Panik in ihrer Stimme.

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